Teuerungswelle wirkt sich auf den Klimaschutz aus

Wie wichtig ist den Steirerinnen und Steirern der Klimaschutz? Wie wirken sich die aktuellen Teuerungen auf die Klimaschutzmaßnahmen aus? Und wie stehen die Steirerinnen und Steirer zum Ausbau von Wasser, Wind- und Sonnenkraftwerken?

Diese und viele andere Fragen wurden bereits zum vierten Mal im Auftrag von Klimaschutz-Landesrätin Ursula Lackner im Rahmen einer repräsentativen Umfrage unter Steirerinnen und Steirern gestellt und nun als „Klimabarometer 2023″ gemeinsam mit der Klimaschutzkoordinatorin Andrea Gössinger-Wieser vorgestellt. „Dieser Tage wird es wieder sehr deutlich: Der Klimawandel ist angekommen und fordert die Steirerinnen und Steirer. Das zeigt auch das Klimabarometer 2023″, leitet Klimaschutzlandesrätin Ursula Lackner ein und ergänzt: „Unser steirischer Weg im Klimaschutz baut auf die breite Einbindung aller Beteiligten, denn nur so haben wir eine Chance, die Klimaveränderungen einzubremsen“. Deshalb wird mit dem Klimabarometer jährlich erhoben, wo die Steirerinnen und Steirer in den Fragen rund um den Klimaschutz stehen. So wird – neben den BürgerInnen-Beteiligungsprogrammen – die Datenbasis für die kommenden Schritte geschaffen.

Politik und Gesellschaft sind gefordert

Auch der Klimaschutz bleibt von den multiplen Krisen der vergangenen Monate nicht unberührt. Seine Priorität ist für die Steirerinnen und Steirer nach wie vor hoch, doch sie sinkt auf hohem Niveau. „Hier sind wir gefordert – als Politik und als Gesellschaft im Allgemeinen. Denn beim Klimaschutz geht es um nichts geringeres, als die Lebensgrundlage für unsere Kinder und Enkel“. Für Lackner ist klar, dass es für ein erfolgreiches Vorgehen einen breiten Schulterschluss und die Mitwirkung aller Beteiligten braucht. „Deswegen werden wir noch intensiver auf unsere Beratungs- und Bewusstseinsbildungsoffensive setzen. Mit der Energieberatung und der Ich „tu’s Initiative“ sind wir gut aufgestellt“, führt sie aus und kündigt an, dass die bestehenden Angebote weiterentwickelt werden.  

Abseits davon wurden in der Steiermark im letzten Jahr zahlreiche Programme aufgestellt bzw. überarbeitet:

  • Mit dem Klimafonds stehen jährlich zehn Millionen Euro für eine klimaneutrale Landesverwaltung zur Verfügung
  • Zusätzlich investiert das Land Steiermark 47,3 Millionen Euro in ein umfassendes Energieeffizienz-Paket für Landesgebäude
  • Das neue Sachprogramm Erneuerbare Energie regelt den geordneten Ausbau von großen PV-Kraftwerken in der Steiermark und ist ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Energiewende
  • Im Windkraftausbau steht die Steiermark an der Spitze der alpinen Bundesländer und hat bereits die dritte Ausbaustufe des Sachprogrammes Wind in Auftrag gegeben. Bis 2030 sollen so 250 Windräder in der Steiermark stehen.
  • Das steirische Baugesetz macht mit der Photovoltaik- / Solarpflicht jedes neue steirische Gebäude zum Sonnenkraftwerk
  • Im Heizungstausch ist die Steiermark an der Spitze der Bundesländer. Alleine 2022 wurden 15,3 Millionen Euro an Förderungen ausbezahlt. Insgesamt wurden 10.900 Förderanträge gestellt.
  • Und innovative Photovoltaikanlagen, die bereits versiegelte Flächen nutzen, werden mit einem eigenen Programm unterstützt.

Einige Ergebnisse im Kurzüberblick:

Klimawandel allgemein

Sechs von zehn Steirerinnen und Steirern schreiben dem Klimathema zum aktuellen Zeitpunkt eine (sehr) hohe Wichtigkeit zu.

  • Seit der Befragungswelle 2021 – inmitten der Corona-Pandemie – ist ein leichter Rückgang in der Wertigkeit festzustellen, insgesamt bleibt es aber ein Thema mit hohem Stellenwert.

Zwei Drittel der Steirerinnen und Steirer gehen von der Existenz des Klimawandels aus, im Vergleich zu den Vorjahresbefragungen ein leichter Rückgang (-9PP).

  • Der Anteil der Verunsicherten sowie der Klimawandel-LeugnerInnen ist hingegen etwas gestiegen (jeweils +5PP), wobei Letztgenannte nach wie vor einen insgesamt geringen Bevölkerungsanteil einnehmen (14 Prozent).

Dem Land Steiermark wird – wie in den Vorjahresbefragungen – das höchste Engagement zur Bekämpfung der Klimakrise zugeschrieben. Die Anstrengungen von Österreich konnten erstmals beinahe an die Werte der Steiermark anschließen. Die EU nimmt nach wie vor den dritten Platz ein, konnte aber gegenüber 2022 deutlich aufholen. Die Zufriedenheit mit den Bemühungen aller abgefragten Akteure ist nach wie vor verbesserungswürdig, wenngleich 2023 die besten Werte seit Beginn des Klimaschutzbarometers zu verzeichnen sind.

Persönliche Einstellung zum Klimaschutz und gesetzte Maßnahmen

Nach wie vor ist die Gruppe der Umweltbewussten mit 61% am größten, gefolgt von den „Engagierten“ (22 Prozent), die ein Mehr an (finanziellem) Aufwand und Energie in den Klimaschutz investieren.

  • Die Umweltbewussten sind gegenüber dem Vorjahr, zugunsten der „Desinteressierten“ leicht rückläufig. Ein gewisses Maß an Resignation, nichts bewirken zu können, lässt sich feststellen.

Die steirische Bevölkerung achtet nach wie vor vorbildlich auf korrekte Mülltrennung sowie auf Energie sparen im Haushalt. Im Zuge der Teuerung hat das Energiesparen sogar einen weiteren Schub erfahren.

  • Die Sanierung des eigenen Gebäudes bzw. die Errichtung alternativer Energieanlagen nehmen seit Beginn der Befragungen langsam, aber kontinuierlich zu.
  • Die 2023 neu abgefragten Bereiche Reduktion der Raumtemperatur bzw. des Fleischkonsums setzt aktuell zirka jede/r Zweite bereits um.

Die Bereitschaft, auch künftig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist durchaus gegeben: Jede/r Zweite plant, die bereits gesetzten Maßnahmen weiterzuführen. Zudem sind in beinahe allen abgefragten Kategorien leichte Steigerungsraten im Vergleich zum Vorjahr festzustellen.

Damit weiter aktiv Klimaschutz umgesetzt werden kann, wäre Unterstützung insbesondere in den Bereichen „Alternative Energieanlagen“ und „Gebäudesanierung“ wünschenswert. Dabei geht es in erster Linie um finanzielle Unterstützungsleistungen, zum Teil auch um Beratung.

Aktuell eingesetzes Heizsystem

Sieben von zehn heizen mit erneuerbaren Energieträgern wie Fernwärme, Holz, Wärmepumpe oder Solar, ein leichter Anstieg gegenüber 2022 (64 Prozent). Zirka ein Viertel hat nach wie vor Heizsysteme im Einsatz, die auf fossilen Energien wie Gas, Öl oder Strom basieren.

Die Wechselbereitschaft auf ein klimafreundliches Heizsystem innerhalb der nächsten vier Jahre liegt unter denjenigen, die aktuell mit fossilen Energieträgern heizen, bei zirka einem Viertel.

  • Im Vergleich zum Vorjahr zwar ein geringerer Prozentsatz, jedoch ausgehend von einer niedrigeren Basis.

Einstellung zu erneuerbaren Energieträgern

Die steirische Bevölkerung steht hinter dem Ausbau Erneuerbarer Energieträger in der Steiermark. Insbesondere gegenüber Photovoltaik bestehen kaum Vorbehalte (lediglich neun Prozent sind definitiv dagegen).

  • Die Anteile der Kritikerinnen und Kritikern liegen, abhängig vom Energieträger, zwischen 13 Prozent und 15 Prozent, einzig bei Windenergie sind es 20 Prozent.
  • Personen, die sich gegen den Ausbau von Windenergie aussprechen, begründen dies vor allem durch die Auswirkungen auf das Landschaftsbild, bei Biomasse sind es die Emissionen. Diejenigen, die gegen den Ausbau von Geothermie sind, können ihren Standpunkt aufgrund fehlender Informationen nicht genau begründen.

Betroffenheit durch erhöhte Energiepreise

Wie auch in der Vorjahresbefragung besteht nach wie vor die Sorge hinsichtlich weiterer Preissteigerungen für Energie: Drei Viertel äußern diesbezüglich Bedenken, erwartungsgemäß verstärkt Personen mit niedrigeren Einkommen, aber auch Mieterinnen und Mieter gegenüber Eigenheim-Besitzer:innen bzw. Frauen gegenüber Männern.

Die Bedenken bezüglich der Sicherstellung der Energieversorgung in der Steiermark sind zwar vergleichsweise geringer ausgeprägt, dennoch bereitet dieses Thema 40 Prozent Sorgen.

  • Je niedriger das Einkommen bzw. der Bildungsabschluss, desto höher liegen die Bedenken hinsichtlich der Sicherstellung der Energieversorgung. Ein Unterschied lässt sich auch unter Eigenheim-BesitzerInnen vs. Mieterinnen und Mieter feststellen: Letztgenannte zeigen sich etwas besorgter.

Teuerung vs. geplante Klimaschutzmaßnahmen

Die Teuerung hat Einfluss auf beabsichtige Klimaschutzmaßnahmen: Knapp zwei Drittel berichten von einer Auswirkung der Teuerung, ein Drittel gibt sich hingegen unbeeinflusst.

  • Je jünger und je niedriger das Bildungs- und Einkommensniveau, desto größer ist der Einfluss. Für Mieterinnen und Mieter wirkt sich die Teuerung etwas stärker auf geplante Maßnahmen aus, als es bei Eigenheim-BesitzerInnen der Fall ist.

Sofern von einem Einfluss der Teuerung berichtet wird, so größtenteils dahingehend, dass geplante, große Investitionen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden (73%). Eine kleine Gruppe (18%) setzt hingegen genau jetzt auf die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, um längerfristig Kosten einzusparen.

Sechs von zehn sparen im Haushalt Energie aus Kostengründen, bei zwei von zehn steht der Klimaschutz im Vordergrund, der Rest kann sich zu keiner konkreten Antwort durchringen.

  • Je jünger, desto eher stehen die Kosten im Vordergrund. Auch bei Mieter:innen ist dieser Aspekt wesentlicher als bei Eigenheim-BesitzerInnen.

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